/ 1 / Die tanzende Glühweintasse
- Malte
- 1. Dez. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Alternativer Märchenkalender Es geht ein Gerücht herum. Die Menschen im Dorf können kaum aufhören von dem Wunder zu schwärmen, welches sich wohl in der Hauptstadt des Königinnenreiches zuträgt. "Eine tanzende Glühweintasse! Sowas hat die Welt noch nicht gesehen", ruft die eine. "Sie soll wohl ihre Beine schwingen! Allein, dass sie Beine hat, die sie schwingen kann.", kreischt der andere. "Und springen und sich drehen, als wäre sie im Ballett gewesen im letzten Leben", schreit die dritte. So kommt es, dass sich eine neugierige Dame auf den weiten, weiten Weg zu der Hauptstadt macht. Ohne Bedacht für die reizende Landschaft, die hohen Berge und kristallklaren Flüsse, an der sie vorbeizieht. Nach einer Woche kommt sie in einem Gasthaus auf dem höchsten Berg zur Ruhe. "Sind sie hier, um sich die Pracht des Königinnenreiches von der Bergspitze anzusehen?", brummt die Stimme des Barmannes freundlich. "Nein", antwortet sie rasch und winkt ab. "Haben sie etwa nicht von der tanzenden Glühweintasse gehört?" "Noch nie!", antwortet der verblüffte Barmann. Die Dame hat ein begeistertes Glitzern in den Augen: "Man munkelt, sie schunkelt." "Na dann muss ich mir das wohl auch mal anschauen.". Und so schloss sich der Barmann der Dame auf der Reise zu der tanzenden Glühweintasse an. Nach einer weiteren Woche kommen die beiden an einen Steg des klarsten Sees. "Sind sie hier, um in den heißen Quellen zu baden?", ruft eine Badenixe aus dem Wasser. "Nein", antworten die Dame und der Barmann gleichzeitig. "Haben sie etwa nicht von der tanzenden Glühweintasse gehört?" "Noch nie!", antwortet die erstaunte Badenixe. Der Barmann ist ganz aufgeregt: "Man erzählt sich, sie dreht sich." "Na dann muss ich mir das wohl auch mal anschauen.". Und so schloss sich die Badenixe dem Barmann und der Dame auf der Reise zu der tanzenden Glühweintasse an. Nach noch einer weiteren Woche erreichen sie endlich den Marktplatz der Hauptstadt. Alles ist festlich, leuchtend, wohlriechend und fabelhaft. Die Gruppe streift mit weit offen stehenden und staunenden Augen durch die Gassen an Ständen, bis sie zu einer besonders großen Holzhütte kommen, auf deren Dach neben den Buchstaben ZUR TANZENDEN GLÜHWEINTASSE eine riesige Glühweintasse mit Armen, Beinen und einem kecken Lächeln auf den Lippen steht.
Doch sie tanzt nicht. Ehrlich gesagt bewegt sie sich nicht einmal. Kein Fitzelchen. "Hä.", ruft die Erste. "Hö?", kreischt der Andere. "He!", schreit die Dritte. "Ho ho ho.", sagt der als Weihnachtsmann verkleidete Glühweinstandmitarbeiter, "Lust auf einen leckeren Glühwein?". "Naaaa gut, wo wir schon hier sind.", seufzen die drei. Und so stellen sie sich neben einen Heizpilz, welche in diesem Königinnenreich noch nicht verboten worden sind, und schlürfen ihren heißen Glühwein. Und noch einen. So langsam geht die schlechte Laune weg. Und noch einen. Jetzt klingen die Gesänge der Kinderchöre auch wie Musik. Und noch einen. Schon blinken die Lichter farbenfroher denn je. Und noch einen. Wie durch einen Zauberspruch bewegt die Glühweintasse auf dem Dach ein Bein und schwingt es von links nach rechts. Sie streckt die Arme nach oben zum Himmel und dreht sich um die eigene Achse. Die Dame, der Barmann und die Badenixe verfolgen erfürchtig das Spektakel und brechen nach einem waghalsigen Sprung der Glühweintasse von einem Hüttendach auf das nächste in tosenden Applaus und Gegröle aus. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen sie noch heute Heiligabig ich bin bsoffe
Heiligabig, ich cha nüm stoh
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