/ 10 / Die Katze im Weihnachtsbaum
- Malte
- 10. Dez. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Alternativer Märchenkalender
Es war einmal eine kleine, pummelige, süße, freche Katze. Zur Weihnachtszeit, nachdem die Menschen des Hauses den Tannenbaum aufgestellt hatten, versteckte sie sich leidenschaftlich gern in seinen Nadeln und wartete geduldig auf das nächste Opfer, dass sie überraschen und anspringen konnte. Sonst lauerte sie hinter halboffenen Türen, versteckte sich unter dem Wäscheständer zwischen den klammen Laken oder analysierte die Lage in der Wohnung ganz genau von einem Hochbett aus. So saß sie voll und ganz bereit in dem Weihnachtsbaum. Die Muskeln angespannt, die Beine bereit zum Sprung. Schon kam das erste Opfer vorbei. Eine Frau mit einem Blech voll Keksen in der Hand. Die Katze im Weihnachtsbaum wackelte mit dem Hintern und wollte gerade auf den rechten Hausschuh der Frau springen, da wurde sie ertappt: Na du Pummelfee, magst du unsere Tanne? Und sie stellte das Blech ab und machte mit dem Handy ein Foto von der Katze im Baum. Wenig später kam ein großer Mann vorbei und entdeckte die kleine Katze schon bevor sie über den Angriff nachdenken konnte. Er beugte sich zu ihr hinab, schob eine Hand durch die Zweige und legte einen Finger auf ihre Nase: Boop. Du Rübe, ich weiß was du vorhast. Ich kenn doch meine Pappenheimer. Er streichelte sie noch am Kinn und ging weiter seines Weges. Am Nachmittag kam eine junge Frau in bunten Klamotten. Gefundenes Fressen, dachte sich die kleine Katze. Sie wackelte vor Vorfreude mit dem Schwanz und dem Hintern, dass die Nadeln raschelten und auf ihr Gesicht herabfielen. Die Frau blickte erstaunt in Richtung des Baumes und hielt sich vor Lachen die Hand vor den Mund Duuuuu Möhre. Was machst du denn da? Und sie half der kleinen Katze dabei, die ganzen Tannennadeln aus dem Fell zu bekommen.
Wie erwartet kam die andere Katze des Hauses natürlich auch an dem Tannenbaum vorbei. Und wie immer war sie naiv und erwartete keinen Überfall, vor allem nicht aus dieser Richtung. Mit ihrem lauten Miauen, wie sie halt den ganzen Tag redete, war es auch nicht schwer sie zu verorten und den perfekten Hinterhalt auf sie zu haben. Doch die kleine Katze wartete. Es wäre zu leicht.
Als es schon Abend war und die Lichterketten und Ornamente glänzten und der Geruch der Reste des Festessens noch vom Wohnzimmertisch in der Luft hingen, hörte die kleine Katze mit ihren aufmerksam gespitzen Ohren ein Geräusch. Ein leises Rumpeln, ein Schnaufen und die Schritte von schweren Stiefeln, unter dessen Sohlen noch Reste vom Schnee klebten. Ganz leise und behutsam öffnete eine Gestalt die Tür, so als wollte sie nicht entdeckt werden. Ein großer rundlicher, rot-samtiger Körper schlich über das Parkett. Die Katze erkannte, dass die Person für einen Moment unachtsam in einen großen Beutel griff und nutzte die Gelegenheit! Mit einem gekonnten Sprung, der den Weihnachtsbaum hinter ihr erzittern ließ, schoss sie aus dem nadeligen Versteck und krallte sich einen Schuh! Sie rollte sich auf dem Rücken herum und schoss wie der Blitz hin und her, jagte vor und hinter der Gestalt durch die Beine und um sie herum, dass das rot gekleidete Wesen in stiller Panik die Flucht ergriff. Doch der große Beutel wurde zurückgelassen. Die kleine, pummelige, süße, freche Katze eroberte ihre Trophäe. Und wenn Weihnachten noch nicht vorbei ist, dann sitzt sie wahrscheinlich immer noch in ihrem Beutel und lässt es sich gut gehen.
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