/ 16 / Die Rettung der Prinzessin aus Neukölln
- Malte
- 16. Dez. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Dez. 2023
Alternativer Märchenkalender Es war einmal eine Prinzessin. Sie wurde gefangen gehalten in einer Wohnungseinrichtung mit Büros in Neukölln, oh weh.
Dort sperrte sie einst der böse König des Unternehmens ein und zwang sie hundert Jahre lang einen verwunschenen, niemals schrumpfenden Stapel an Papieren durchzuarbeiten.
Der Prinzessin ging es ganz arg schlecht und ihre einzige Hoffnung war, dass sie nach den einhundert Jahren endlich den König ablösen würde. Dann würde sie als Königin sofort verbieten, Prinzessinnen und jegliches anderes Personal in der Wohneinrichtung mit Büros einzuschließen! Sie würde alles anders machen und erst recht niemanden vor einen verwunschenen Stapel Papier setzen, nicht einen Tag.
Doch dafür müssten erstmal achtundneunzig weitere Jahre vergehen. Die Prinzessin seufzte, nahm sich ein weiteres Blatt, überflog den Text und setzte eine Unterschrift auf die untere Hälfte.
Nicht weit fernab näherte sich just in diesem Moment ein mutiger Ritter auf seinem Ross. Eigentlich hatte der Ritter schon lange da sein wollen, doch sein Ross hatte Probleme mit den kalten Wetterbedingungen, dann gab es noch zwei Polizeieinsätze und ein Krankenwagen musste auch noch gerufen werden. Der übliche Ross-Verkehr in Berlin halt. Dennoch kam er mutig und voller Tatendrang an der Wohnungseinrichtung mit Büros an und blickte hinauf zum vierten Stock, wo das Büro lag, in dem die Prinzessin eingesperrt war. Leider sah er nicht sonderlich viel, weil die Fassade voll und ganz von einem Baugerüst und Planen bedeckt war. Mist, dachte sich der Ritter.
Doch da kam ihm eine Idee. Er blickte sich verstohlen um und sprang in einem unbeobachteten Augenblick, in dem er zwar schon gesehen, aber von den an alles gewöhnten Neuköllnern ignoriert wurde, auf das Gerüst und kletterte sportlich wie er war zum vierten Stock hinauf. Es klopfte am Fenster. Die Prinzessin blickte auf und sah einen jungen Mann mit zerzausten Haaren in einer Sportjackenrüstung. Er klopfte erneut und sie schaute ihn mit großen Augen an. "Holde Prinzessin, mach das Fenster auf, dann kann ich dich retten!", rief er so laut er konnte durch das gut Schall isolierende Fenster. "Ich darf nicht! Die Heizkosten.", rief sie kopfschüttelnd zurück. "Der König würde mich umbringen, oder noch schlimmer... enttäuscht von mir sein.". Doch der Ritter hatte schon Werkzeuge zum Schlösserknacken gezückt und das Fenster stand im nächsten Augenblick schon offen. "Willst du wirklich noch achtundneunzig Jahre hier gefangen sein und arbeiten?", fragte der Ritter. Die Prinzessin packte schon ihre verstaubte Tasche. "Nee, eigentlich nicht. Wollen wir was essen gehen, Maus? Hier soll's gutes Halloumi geben.". So entflohen die Prinzessin und der Ritter der Wohnungseinrichtung mit Büros und brachen den Fluch der ewigen Arbeit. Und wenn sie noch nicht geheiratet haben, dann werden sie das bestimmt bald tun.
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