/ 9 / Lichter unter Wasser
- Malte
- 9. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Dez. 2023
Alternativer Märchenkalender
Es war einmal eine Bauersfrau, die hatte vier Töchter. Die erste war wunderschön - ihre Haut glich edler Seide. Die zweite war schlau - sie brachte sich das Lesen selbst bei. Die dritte war unglaublich stark - sie konnte zwei volle Mehlsäcke auf einmal tragen. Die letzte Tochter jedoch, ihr Name Melinde, war weder sonderlich schön, aber auch nicht abstoßend. Sie war nicht sehr schlau, aber trotzdem ergiebig am lernen. Und sie war auch nicht sehr stark, aber einen halbvollen Mehlsack trug sie trotzdem jeden Morgen zur Mühle. Damit war sie nicht unglücklich, doch immer wenn sie ihre Schwestern betrachtete wollte sie auch so schön sein und von den Dorfburschen und Mägden angeschmachtet werden. Oder die Bibliothek besuchen und neues über die Landwirtschaft erlernen. Oder sie wollte die Stärke besitzen, um am Ende eines langen Arbeitstages nicht mit schmerzenden Gliedern in ihr Strohbett zu sinken. An dem Feiertag der Volljährigkeit schenkten die Bauersfrau und ihr Mann ihren Kindern drei goldene Groschen, für die sie lange hart gearbeitet und gespart hatten. Die erste Tochter sprach: “Ich verdiene es einen dieser Groschen zu bekommen. Ich werde mir ░░░░░░░░░▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▓▓▓▓▓▓▓▓███████
ACHTUNG! ACHTUNG!
Wir unterbrechen dieses Märchen für eine wichtige Durchsage.
Die Missstände in diesem Königreich sind nicht mehr tragbar und es ist an der Zeit uns zu versammeln und gegen die unverschämte Gier des Königshauses aufzustehen.
Unsere Forderungen sind:
Eine gerechte Umverteilung der Matratzen. Warum müssen Kinder auf alten Bettverschlägen, provisorischen Strohballen, in winzigen Stubenkammern und unter Öfen schlafen, wenn die Prinzessin sieben (!!!) Matratzen mit nur einem Fingerschnipps bekommt und selbst das ihr nicht genug ist? Was ist eine Erbse gegen harte Bretter und den kalten Boden? Unverhältnismäßig! Maximal zwei Matratzen pro Person!
Keine Baugenehmigungen für Verließtürme. Die Elterngeneration nutzt diese schon seit Jahrhunderten zur Isolation ihrer Töchter und richtet damit schwerwiegende bleibende psychische Schäden an. Mithilfe einiger tapferer (und verliebter) Rebellen aus unseren Reihen konnten wir schon einige Prinzessinnen befreien. Doch um dieser Foltermethode den Garaus zu machen, braucht es einen Systemwechsel! Verbot von Neubauten! Kontrolle von Turmbesitzenden von einer unabhängigen Instanz!
Die Abschaffung von Neugeborenen als Währung. Reiche Investoren sichern sich mit rechtswidrigen Deals, welche unter großem Druck geschlossenen werden, sämtliche Kinder des Landes und rauben ihnen die Chance auf eine Familie, eine Kindheit und freie Selbstentfaltung. Stoppt die Objektifizierung von Neugeborenen! Indentifikation und Auflösung von Schwarzmärkten!
Mehr öffentliche Bauernhöfe mit Wasserstellen und Schlafplätzen für die umherwandernden Tiere! Bürgerliche Haushalte sind nicht dafür ausgerüstet Bären, Gänse, Schwäne, Katzen, Schweine, Wölfe, Füchse oder Frösche aufzunehmen und zu versorgen. Auch dann nicht, wenn die Tiere die menschliche Sprache beherrschen und ihre Bedürfnisse kommunizieren können. Das ist nicht die Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger! Wir fordern vom Königshaus geförderte öffentliche Anlaufstellen für wandernde Tiere!
Mehr ausgebildete Fachkräfte für die Behandlung von Flüchen! Die Krankenbetten sind überfüllt, das Personal überfragt! Mehr Aufklärung und Präventionsprogramme! Wir brauchen mehr Bildung an Schulen und mehr Goldmünzen für Arbeitskräfte in den Hospizen! Die Verfluchten leiden und sterben auf den Straßen und wir können und dürfen nicht mehr wegschauen!
Wir sind die Lichter unter Wasser.
Eine monarchiekritische Untergrundorganisation, die für die Gerechtigkeit in diesem Königreich kämpft. Wir stehen für dich auf! Wann tust du es auch?
Komm zur nächsten Vollversammlung und schließ dich uns an!
13.06.413 zur Abendsonne
Hinter dem fünften der sieben Berge
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ihm den Groschen. Dieser sprach nur: “Her mit der Münze und jetzt erfüll dir deine Wünsche.”.
An diesem Tage lief Melinde mit einem breiten Kreuz und einem starken Blick durch die Stadt. Sie schob den Karren, sie trug das Mehl. Und auch wenn es zehrte, so fühlte sie sich stark und tüchtig. So stark und tüchtig, wie es einst nur ihre Schwester war.
Ihre Schwester sahen wie schön, wie schau und wie stark Melinde doch war. Und vor allem sahen sie, wie glücklich sie war und so trauerten sie den Groschen nicht hinterher.
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